Milleniumsentwicklungsziele

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Die acht MDGs

Sie sind einfach und dennoch exakt: Die acht Millenniumsentwicklungsziele (Millennium Development Goals, MDG) der Vereinten Nationen. Die Staatengemeinschaft hat sich im Jahr 2000 darauf geeinigt in gemeinsamer Anstrengung den Kampf gegen Armut, Hunger und Krankheiten wie HIV/Aids aufzunehmen und innerhalb von fünfzehn Jahren, also bis 2015, sichtbare Erfolge zu erreichen.

MDG 1: Hunger und extreme Armut beseitigen

Das Ziel:

Der Anteil der Weltbevölkerung, der weniger als einen US-Dollar täglich zur Verfügung hat, soll bis 2015 um die Hälfte gesenkt werden. Der Anteil der hungernden Menschen soll ebenfalls bis 2015 halbiert werden. Alle Menschen sollen eine produktive und menschenwürdige Beschäftigungsmöglichkeit erhalten.

Die Situation:

“Überleben” mit einem 1,25 US-Dollar am Tag ist die traurige Realität für über eine Milliarde Menschen in den Entwicklungsländern. Trotzdem ist es relativ wahrscheinlich, dass bis 2015 der Anteil der Menschen in extremer Armut um 50% reduziert werden kann. Aber: Die Fortschritte bei der Beseitigung extremer Armut sind vor allem in Ostasien und dort besonders in China erfolgt. In Afrika südlich der Sahara hingegen sind immer noch über die Hälfte der Menschen extrem arm. Auch in Südasien schreitet die Beseitigung extremer Armut viel zu langsam voran, um bis 2015 die Zielvorgabe zu erfüllen.

Im Zuge der extremen Preissteigerungen für Lebensmittel durch die Nahrungsmittelkrise 2007/2008 und der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 ist die Zahl der Hungernden noch mal sprunghaft angestiegen. Waren bereits vor den Krisen über 850 Millionen Menschen unterernährt und litten an chronischem Hunger, so sind es nun bereits über eine Milliarde Menschen. Weniger als ein Zehntel davon sind Opfer einer vorübergehenden Notsituation, mehr als 90 Prozent leiden an dauerhafter Mangelernährung. Täglich sterben etwa 24.000 Menschen an den Folgen von Hunger und Unterernährung.

MDG 2: Grundschulbildung für alle Kinder

Das Ziel:

Bis zum Jahr 2015 soll sichergestellt werden, dass alle Kinder weltweit eine Grundschulbildung vollständig abschließen können.

Die Situation:

Weltweit wurden bei den Einschulungsraten gute Erfolge erzielt. Um das Ziel 2015 zu erreichen und allen Kindern eine Grundschulbildung zu ermöglichen, ist der Prozess aber zu langsam. Zurzeit haben etwa 72 Millionen Kinder weltweit keinen Zugang zu Grundschulbildung. Werden die Anstrengungen nicht intensiviert, so werden auch 2015 noch 56 Millionen Kinder nicht zur Grundschule gehen, rechnet die UNESCO in einem aktuellen Bericht vor.

MDG 3: Gleichstellung und stärkere Beteiligung von Frauen

Das Ziel:

Die Geschlechterungleichheit in der Primär- und Sekundarschulbildung bis 2005 zu beseitigen, auf allen Bildungsebenen bis zum Jahr 2015.

Die Situation:

Ein paar Zahlen verdeutlichen, dass Frauen und Mädchen bei der Bildung stark benachteiligt sind: Zwei Drittel aller Menschen, die nicht lesen und schreiben können, sind Frauen – mehr als 500 Millionen. Über 40 Prozent der Frauen in Afrika haben keine Grundschulbildung.

Trotzdem wurden in den letzten Jahren bei der Geschlechtergleichheit in der Grundschulbildung beachtliche Erfolge erzielt, auch wenn das Geschlechtergefälle bis 2005 nicht gänzlich beseitigt werden konnte. Das Gefälle zwischen Jungen und Mädchen bzw. Männern und Frauen wird in den Entwicklungsländern aber deutlich größer, wenn es um die höhere Bildung geht, also im Sekundarschulbereich und in der universitären Ausbildung.

MDG 4: Kindersterblichkeit verringern

Das Ziel:

Die Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren soll bis 2015 um zwei Drittel gesenkt werden.

Die Situation:

Weltweit sterben jedes Jahr fast zehn Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag. Mehr als die Hälfte davon stirbt an Unterernährung und vermeidbaren Krankheiten, die durch verschmutztes Trinkwasser verursacht werden.

Bis heute hat noch keine Entwicklungsregion das Ziel die Kindersterblichkeit um zwei Drittel zu senken erreicht. Einige – z.B. Südostasien, Ostasien oder auch Lateinamerika – sind aber “on track”, also auf gutem Wege bis 2015 das MDG 4 umzusetzen. In Afrika südlich der Sahara und in Südasien ist die Kindersterblichkeit weiterhin sehr hoch. In Sub-Sahara-Afrika stirbt jedes siebte Kind vor Vollendung des fünften Lebensjahres. Die Anstrengungen der nächsten Jahre bei der Verbesserung der Kindergesundheit müssen sich besonders auf diese Region und Südasien konzentrieren.

MDG 5: Die Gesundheit von Müttern verbessern

Das Ziel:

Die Müttersterblichkeitsrate soll bis zum Jahr 2015 um drei Viertel gesenkt und der allgemeine Zugang zu Maßnahmen der reproduktiven Gesundheit sichergestellt werden.

Die Situation:

Bei MDG 5 sind die geringsten Fortschritte bis heute zu verzeichnen. Alle Entwicklungsregionen hinken der Umsetzung des Ziels hinterher. Jedes Jahr sterben 536.000 Frauen und Mädchen an den Komplikationen einer Schwangerschaft oder der Geburt, 99 Prozent davon in den Entwicklungsländern. Sub-Sahara-Afrika führt auch bei der Müttersterblichkeit die traurige Statistik an. Dort ist das Risiko für eine Frau während der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu sterben am höchsten. Auf 100.000 Lebendgeburten kommen 900 Todesfälle von Müttern. Zum Vergleich, in den Industrieländern liegt die Rate bei 9 zu 100.000.

MDG 6: HIV/Aids, Malaria und andere Krankheiten bekämpfen

Das Ziel:

Die Ausbreitung von HIV/Aids, Malaria und anderen schweren Krankheiten soll bis zum Jahr 2015 gestoppt werden und die Zahl der Neuinfektionen rückläufig sein. Bis 2010 sollen alle HIV-Infizierte umfassenden Zugang zu medizinischer Behandlung bekommen.

Die Situation:

Der Höhepunkt der HIV-Neuinfektionen wurde bereits 1996 erreicht; seitdem geht die Zahl zurück. Erfolge wurden v.a. in einigen Ländern Asiens, Lateinamerikas und auch in Sub-Sahara-Afrika verbucht

Nichtsdestotrotz sind die Zahlen sowohl für Neuinfektionen wie auch der weltweit mit dem HI-Virus lebenden Menschen sehr hoch. Im Jahr 2007 haben sich weltweit rund 2,7 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus infiziert. Weltweit leben mehr als 33 Millionen Menschen mit dem Virus. Davon sind zwei Drittel, also 22 Millionen in Sub-Sahara-Afrika zu Hause.

Zwischen 2007 und 2008 stieg die Zahl der Menschen in Entwicklungsländern, die Zugang zu umfassender Behandlung erhielten um 36% an. Trotzdem werden insgesamt nur 42% der Infizierten umfassend medizinisch versorgt. Das heißt, dass das Ziel umfassende Versorgung für alle Bedürftigen herzustellen bis 2010 kaum noch umgesetzt werden kann.

MDG 7: Nachhaltigen Umgang mit der Umwelt sichern

Das Ziel:

Der Anteil der Weltbevölkerung, der keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen hat, soll bis 2015 um die Hälfte gesenkt werden. Die Lebensbedingungen von mindestens 100 Millionen Slumbewohnern sollen bis 2020 erheblich verbessert werden. Die Grundsätze der nachhaltigen Entwicklung sollen in die Politik der einzelnen Länder eingebunden werden. Der Verlust der Biodiversität soll verringert werden.

Die Situation:

Mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und rund 2,5 Milliarden Menschen verfügen über keine sanitäre Grundversorgung. Verunreinigtes Trinkwasser und mangelnde Hygiene bei der Verrichtung der Notdurft sind ein hohes Gesundheitsrisiko. Pro Tag sterben in Entwicklungsländern 4.000 Kinder an Durchfall- und anderen Erkrankungen, die mit verdrecktem Wasser und mangelnder Hygiene in Verbindung gebracht werden können.

Slumbewohner leiden nicht nur unter beengten Lebensraum und provisorischen Behausungen, sondern auch unter fehlendem Zugang zu öffentlicher Infrastruktur, also Wasser- und Sanitärversorgung wie auch medizinischer Versorgung. In den Ballungszentren Sub-Sahara-Afrikas breiten sich Slums immer mehr aus.

MDG 8: Aufbau einer weltweiten Partnerschaft für Entwicklung

Das Ziel:

Die globale Entwicklungspartnerschaft, die angestrebt wird umfasst mehrere Ebenen. Dabei geht es um einen angemessenen finanziellen Beitrag zur Entwicklungszusammenarbeit, Schuldenerlass für die ärmsten Länder, ein partnerschaftliches Handels- und Finanzsystem, welches die Entwicklungschancen der Entwicklungsländer erhöht und Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln zu bezahlbaren Kosten ebenso wie zu neuen Technologien aus den Bereichen Information und Kommunikation. Außerdem sollen sich Geber- wie Nehmerländer zu guter Regierungsführung verpflichten.

Die Situation:

Die Vereinten Nationen haben bereits 1970 eine Resolution verabschiedet, die die Geberstaaten aufforderte 0,7% ihres Bruttonationaleinkommens (BNE) für die Entwicklungsfinanzierung bereit zu stellen. Dieses Ziel war allerdings nie eine Verpflichtung und es gab auch keine zeitliche Vorgabe für dieses Ziel.

Inzwischen haben einige Geberstaaten, namentlich die EU-Staaten, sich zu diesem Ziel bekannt und einen Stufenplan zur Steigerung der Entwicklungshilfe vorgelegt. 2010 sollen 0,51% des BNE und 2015 endlich die 0,7% des BNE erreicht werden. Klar ist aber auch, dass das Zwischenziel 0,51% bis 2010 von den meisten großen EU-Staaten verfehlt wird und damit auch eine realistische Umsetzungsperspektive für das 0,7%-Ziel fehlt. Aufgrund zu geringer Steigerungen der Entwicklungshilfe aller Geber, voran die Großen der EU, Japan, USA und Kanada wird auch das G8-Ziel von 2005 verfehlt. Damals wurde versprochen bis 2010 die Entwicklungsgelder um 50 Milliarden US-Dollar zu erhöhen.

Beim Schuldenerlass wurden ganz beachtliche Erfolge erzielt. Die Entschuldungsinitiative, die nach dem G8-Gipfel 1999 gestartet wurde, hat bis Juli 2009 26 hoch verschuldete Entwicklungsländer umfassend entschuldet. Kritiker betonen aber immer wieder, dass die Kriterien zu eng gefasst sind und viele verschuldete Länder nicht zum Zuge kommen. Darüber hinaus droht aufgrund der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise eine neue Verschuldungsspirale.

Von einer fairen Weltwirtschaftsordnung, die Entwicklung befördert oder zumindest nicht behindert, sind wir weit entfernt. Bestes Beispiel sind Agrarexportsubventionen der EU. Damit werden landwirtschaftliche Produkte, wie z. B. Milchprodukte, mit Unterstützung aus dem EU-Haushalt künstlich verbilligt und auf dem Weltmarkt verhökert, auch in Entwicklungsländern. Dort können einheimische Bauern meist nicht mit den billigen Preisen mithalten und müssen ihre Produktion einschränken oder aufgeben. Das fördert Armut und zerstört lokale Strukturen zur Nahrungsmittelversorgung.


Weitere Links:


(Auszug aus: http://www.deine-stimme-gegen-armut.de/8millenniumsziele.html)

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